Kurze trübe Tage, lange kalte Nächte – die Zeit der Rauhnächte ist da

Die Zeit am Ende des Jahres ist eine ganz besondere – was nicht alleine an Weihnachten oder Silvester liegt. Es sind die kürzesten Tage des Jahres – es ist fast doppelt so lange dunkel wie hell. Die Sonne ist auf ihrem tiefsten Stand und es wird irgendwie kaum richtig „Tag“. Und das Wetter passt oft auch dazu: „weiße Weihnachten“ ist etwas wundervolles, kommt aber viel zu selten vor. Meistens ist es grau und regnerisch, trübe, neblig, einfach düster. Da ist es kein Wunder, dass sich in diesen Tagen viel mystisches abspielt und sich viele Traditionen und Rituale aus der keltischen und germanischen Vergangenheit erhalten haben. Obgleich diese oft christlich überprägt wurden – so wie etwa die Sonnwendfeier, die jetzt Weihnachten heißt. Die Zeit zwischen den Jahren, also zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag, sind die Rauhnächte – die Zeit im Jahr, in der die Grenzen zwischen der Welt der Lebenden und der Welt der Toten offen sind. Klingt nach Halloween? Ist auch nichts anderes. Auch die Bräuche sind ähnlich.

Bis zum 21. oder 22. Dezember, der Thomasnacht, werden die Tage immer kürzer und die Sonne erreicht ihren niedrigsten Mittagsstand. Dann ist Wintersonnwende und damit Winterbeginn. Ab diesem Zeitpunkt werden die Tage wieder länger – theoretisch, den wirklich zu bemerken ist das noch nicht. Besonders, da es schon ein paar Tage früher anfängt abends wieder später dunkel zu werden, es dafür aber am Morgen noch später hell wird. Das Spiel geht etwa 10 Tage vor und nach dem 21. so. Die Thomasnacht gilt in vielen Regionen als erste Rauhnacht schließlich ist sie die Nacht der Wintersonnwende – die kürzeste aller Nächte.

Und wer sich jetzt fragt, warum wir Weihnachten nicht am Sonnwendtag, dem 21. Dezember feiern, sondern am 24./25.: dazu gibt’s eine paar verschiedene Theorien. Vorneweg, ursprünglich wurde Weihnachten wohl oder besser die Geburt Jesus‘ an den verschiedensten Terminen gefeiert. Irgendwann wurde der Termin auf das Sonnwendfest, an dem die römischen Saturnalien und später Sol Invictus oder auch das keltische Julfest gefeiert wurden, festgelegt. Warum dann nicht am 21. oder 22. Dezember? Eine Theorie ist, dass vor 1700 Jahren die Sonnwende um den 24. oder 25. war. Diese Verschiebung zu heute entsteht dadurch, dass unser Planet verschiedene Zyklen durchläuft, nicht nur die tägliche Umdrehung um die eigene Achse, oder der jährliche Umlauf um die Sonne. Es gibt auch noch einen Rhythmus von gut 25.700 Jahren, in dem die Erdachse schlingertDadurch verschieben sich die Termine der astronomischen Ereignisse und Termine, die auf bestimmte Kalendertage festgelegt sind, passen nicht mehr so ganz zu ihrem Ursprung. Eine andre ist, dass die Feste, die zur Wintersonnwende gefeiert wurden, einfach mehrere Tage dauerten und das dieses der letzte Tag war. Was davon stimmt? Keine Ahnung.

Die Christnacht vom 24./25. ist auch einer der Rauhnächte. Wie man sich denken kann, eine der wichtigsten – die Silvesternacht und die Nacht vom 5. auf den 6. Januar sind, neben der Thomasnacht, die andren „wichtigen“ Rauhnächte. Entstanden sind diese Nächte wohl durch den Unterschied in der Jahreslänge zwischen Sonnenjahr und Mondjahr. Das Mondjahr, mit 12 Mond-Monaten ist 11 Tage kürzer als das SonnenjahrDie Tage, die nötig sind, um diesen Unterschied auszugleichen werden als „Tote Tage“ bezeichnet.

In den Rauhnächten haben sich viele Bräuche und Vorstellungen erhalten, die sonst vom Christentum verdrängt wurden. So soll man in ihnen keine Wäscheleinen spannen, weil sich ihn diesen die Wilde Jagd und andere Geister verfangen können und so Unglück und Verderben bringen könnten. Es soll keine weiße Wäsche zum trocknen aufgehängt werden, denn die Reiter der wilden Jagd, Geister und Dämonen könnten diese stehlen und als Leichentuch zurück bringen. Die Tiere im Stall sollen die Zukunft voraussagen – wer sie aber sprechen hört, stirbt bald. Die Nächte werden für Orakel und Weissagungen genutzt. Und auch Bräuche wie das Böllerschießen zu Silvester oder die Perchtenläufe gehen auf diese Traditionen zurück.

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