Der alte Grabstein in der Kirche

Die Kirche

Die evangelische Kirche in unserem Heimatort Kohlberg ist schon einige Jahrhunderte alt. In den Grundmauern ist sie romanisch und sie ist dem heiligen Nikolaus gewidmet. Daher kann man davon ausgehen, dass sie irgendwann zwischen dem Jahr 1000 und 1400 entstanden ist. Wahrscheinlich stammt sie aus der Gründungszeit Kohlbergs – um 1150. Wobei es sicherlich schon länger Siedlungen hier gab, aber darüber sind eben keine Informationen erhalten. Manchen (Hobby)forscher nehmen sogar an, dass die Kirche in ihrem Ursprung eine Burg war. Auch heute noch gibt es eine Wehrmauer um den Kirchhof herum und man sieht sogar ein bisschen was von einem Wehrgang. Zusätzlich gibt es – etwas ganz besonderes – nicht nur einen Kirchturm, sondern zwei: Den eigentlichen Glockenturm, der sehr massiv und gedrungen ist und den Schwedenturm, einen Torturm. Der Glockenturm war früher deutlich höher und geht sicherlich auch als Bergfried einer kleinen Burg durch. Über den Schwedenturm streiten sich Forscher. Er passt einfach nicht zu einer einfach Marktkirche. In einer Ausgabe der „Oberpfälzer Heimat“ (Ausgabe Nr. 20) gibt es einen interessanten Beitrag dazu. Sicher ist, dass die Kirche während des Dreißigjährigen Kriegs von den Kroaten niedergebrannt wurde – mitsamt dem restlichen Ort. Nur ein Haus blieb damals stehen: das Buschenhäuschen am Nordöstlichen Ende des Ortes.

Hoc anno 1634 den 26 Maij vicus noster una cum templo juxerta in Scriptionem in rubrica hujus Voluminis a Croatis gribus hoc tempore nomen Husarorum inclitue incensus ac penitus, unica domuncula Buschii excepta in cineres proh dolor! Redacta est.

So, oder so ähnlich steht es rot eingetragen im Kirchenbuch unter den Taufen des Jahres 1634. Auch alle Pestopfer  sind in diesem Buch rot vermerkt.

Irgendwann später wurde alles wiederaufgebaut – eine Steintafel in der Kirchenmauer verrät uns wann die Kirche fertig war: 1644.

Der Grabstein

Bei einer der letzten Renovierungen gelangte dann auch ein alter Grabstein innen an die Kirchenmauer. Der Tote, dessen Grab diese Steinplatte irgendwann markiert hat, war der „Hochgebohrne Herr Herr Rudolph Heinrich des heijle. Römischen Reichs Freyherr von Schönstett zu Rettenbach und Mandl gebohren dem 22. April 1669 selig gestorben in dem Jahr […]“. Und das „in dem Jahr“ ist jetzt der spannende Teil. Denn auf der Steinplatte steht keine weitere Jahreszahl sondern nur noch ein „Sinnspruch“ (der auch irgendwie schräg formuliert ist).

„DeMe gott IaVns aLLen eIne fröhLIge aVferstehVng geben woLe“

Mal abgesehen davon, dass der Schreiber wohl sehr frei geschrieben hat, passt die Groß- und Kleinschreibung hier überhaupt nicht. Binnenmajuskel nennt man es, wenn innerhalb eines Wortes Großbuchstaben auftauchen. Normal hat man das heute immer mal wieder bei Markennamen oder Wörtern, die eigentlich Abkürzungen sind – oder auch beim allseits beliebten Binnen-I für geschlechtsneutrale Formulierungen. In dem Fall dieses Grabsteins allerdings, handelt es sich um ein Chronogramm oder Eteostichon. Man hat die Jahrszahl durch römische Zahlensymbole in einem Fließtext dargestellt. Deswegen steht das „Auferstehung“ als „aVerstehVng“. Die eigentlichen Großbuchstaben (oder Versalie/Majuskel) werden klein geschrieben, aber die Buchstaben, mit denen die Jahreszahl geschrieben wird, werden groß geschrieben – und das U wird zum V, denn das V ist die römische „5“ (und im lateinischen gibt es auch kein U). Der gute doppel-Herr Freiherr von Schönstett starb also sehr wahrscheinlich im Jahr 1718 (D, M, I, V, L, L, I, L, I, V, V, L  -> M, D, L, L, L, L, V, V, V, I, I, I -> 1000 + 500 + 50 + 50+ 50 + 50 + 5 + 5 + 5 + 1 + 1 + 1 = 1718). Man könnte es sich auch einfacher machen, aber damals war das halt so in Mode.

Gelebt hat er wohl in Röthenbach (Rettenbach) und in Mantel (Mandl). Das Schloss in Röthenbach hat gerade in den letzten paar Jahren viel mitgemacht. Ewig nicht renoviert und langsam am verfallen wurde es an einen Amberger Geschäftsmann verkauft. Der versuchte es wieder herzurichten, doch leider ist 2012 bei den Arbeiten ein Teil des Hauptgebäudes eingestürzt. Seitdem tut sich nicht mehr viel. Leider, denn man könnte sicher was tolles aus dieser Anlage machen. Das Hammerschloss in Mantel, das dem Herrn Freiherr mal gehört hat, wurde irgendwann in den 60er oder 70er Jahren des letzten Jahrhunderts auf fieseste Art und Weise renoviert: Alufenster, Alutür und alles irgendwie billig und hässlich – damals halt modern.

Hier noch ein paar Links zum Thema Röthenbach:

Bei Wikipedia : Hammerschloss Röthenbach
Eine kurze Ortschronik beim „Neuen Tag“
Die Website der neuen Besitzer zum Schloss
Die Facebook-Site zum Schloss (von den neuen Besitzern)
Das Blog von Burkhard von Grafenstein, der auf dem Schloss geboren wurde und dort aufgewachsen ist

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