Verlassene Orte – Von der Gruft zum Friedhof – Neulosimthal (Jedlina)
Nach dem wir wieder aus der Unterwelt zurück gekommen waren, wollten wir weiter Richtung Roßhaupt (Rozvadov) um etwas zu Essen zu kaufen. Allerdings kamen wir erstmal nicht so weit. Wir folgten einfach der Straße und entdeckten zufällig gleich noch etwas: links neben der Straße, zwischen ein paar Weidenwiesen, lag ein ummauertes Grundstück zu dem ein schmaler Weg führte. Wie sich herausstellte war es ein Friedhof, der sich hier so einfach zu verstecken versuchte – der Friedhof von Neulosimthal. Der Friedhof, auf dem auch die Gebeine aus der Gruft in Waldheim ihre letzte Ruhe gefunden haben.
Vom Ort Neulosimthal selbst ist nichts geblieben, außer dem Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs und versteckten Mauerresten im Waldgrund. Der Friedhof wurde nach 1990 wieder hergerichtet. Interessant an diesem Ort ist, dass das genaue Datum der Gründung und die Namen der Ortsgründer bekannt sind. Etwas, dass wirklicher eher ungewöhnlich ist, denn die meisten Orte sind so alt, dass die Entstehung „im Dunklen liegt“.
Am 24. April 1626 waren mehrere Personen im Tachauer Amt vorstellig mit der Bitte auf dem Gebiet des Obersten Johann Philipp Husmann Wälder zu roden und sich ansässig machen zu dürfen. Dies wurde bewilligt und dafür die Untertänigkeit verlangt. Die Erstsiedler waren Hans Mayer d.Ä., Kaspar Mayer, Sebastian Finnreser, Thomas Steiner, der Müller Kaspar Losner, Hans Pünder, Hans Mayer d.J. und Georg Wiedermann. (Quelle: Wikipedia)
Die Husmanns stammten urspünglich aus dem Rheinischen, hatten aber zu dieser Zeit die Herrschaft über Tachau inne. Johann Philipp Husmann war kaiserlicher Oberst in der Armee der Habsburger und kämpfte (oder kommandierte) im Dreißigjährigen Krieg. Wohl als Lohn für seine Verdienste wurde ihm die damals kaiserliche Stadt Tachau äußerst günstig von Kaiser Ferdinand II. verkauft. Die Bürger der Stadt waren damit garnicht einverstanden und es gab immer wieder Zwistigkeiten. Allerdings sorgte Husmanns wirtschaftliches Geschick für einen Aufschwung der Region. Er gründete Glashütten und siedelte, wie in Neulosimthal, Bürger in den Wäldern an.
Der Name Losimthal schafft es auch, wie Waldheim, eine „Adelsbezeichnung“ zu werden. Jan Anton Losy wurde am 12. Juli 1647 mit dem Zusatz „von Losinthal“ in den Ritterstand erhoben. Dieser wurde, nach Husmann, dessen zweiter Frau und Husmanns drei Töchtern, der neue Besitzer von Tachau und der Umgebung.
Die zwei bekanntesten Söhne Neulosimthals waren wohl die Brüder Franz und Wenzel Güntner. Beide waren im 19. Jahrhundert bekannte Mediziner. Der erstere war in der gerichtlichen Medizin tätig. Der zweite war Spitalarzt in Prag und Salzburg und hat sein Vermögen einer Stiftung gespendet. Diese hatte die Aufgabe in Neulosimthal ein Spital zu errichten.
Hier gibt’s alte Bilder und Karten von Neulosimthal: http://www.zanikleobce.cz/index.php?obec=2731
Und hier noch einen älteren Zeitungsbeitrag von Onetz.